Edelnutten | Ich bin eine Edel-Nutte
Die Entscheidung eine Nutte zu werden fiel mir sehr leicht. Die Gelegenheit hatte sich angeboten und ich habe sie am Schopfe gepackt. Die wenigen, die von meinem Beruf wissen – denn ich betrachte es als einen Beruf, Nutte zu sein – verstehen mich nicht wirklich, aber können damit umgehen. Ich bin keine Straßennutte, sondern eine Edel-Hure, dieser Ausdruck gefällt mir noch am besten von allen abgesehen von Hübschlerin, wie mich mal ein älterer Herr bezeichnete, der mich gebucht hatte. Ich besitze einen Akademischen Abschluss, bin vierunddreißig, mache regelmäßig Sport und ernähre mich gesund. Wer mir auf der Straße begegnet, wenn ich zu einem Kunden fahre, würde nicht vermuten, dass ich in den nächsten Stunden einen Mann erotisch verwöhnen möchte. Meine Klientel ist ebenso gehoben, daher verdiene ich recht gut damit.
Mir geht es aber nicht alleine um das Geld, mir geht es um den Sex, um die wechselnden Männer, die Abwechslung. Ich kann mir aussuchen, wem ich meinen Körper gönne, wer mich berühren darf, wem ich die höchsten Genüsse beim Sex spende. Das ist einer der großen Vorteile, wenn man eine Edel-Hure ist. Sicher möchten einige wissen, wie ich zu einer Nutte wurde. Das kam so. Ich war auf eine Galaveranstaltung eingeladen, von meinem damaligen Chef. Entsprechend angezogen im Abendkleid, das zugegeben etwas gewagt war und viel Haut zeigte, bewegte ich mich durch die geladenen Gäste und suchte nach Gesprächspartnern. Hier und da tauschte ich ein paar Worte aus, bis ich etwas einsam am Rande stand und beobachtete.
Ich spürte eine Hand an meinem Rücken und drehte mich nach der Person um, die mich da einfach anfasste. Die Person war ein ungefähr fünfzigjähriger Mann, gute Figur, graue Schläfen. Er lächelt mich strahlend an, ich fühlte mich, als wenn James Bond persönlich seinen Charme ausspielen würde. „Guten Abend, hat Ihnen schon jemand gesagt, dass Sie heute die strahlende Schönheit in diesem Saal sind?“, sprach er mich an. Die Hand nahm er nicht von mir fort, aber es war mir nicht unangenehm, im Gegenteil. Zwar fand ich seinen Spruch zu dick aufgetragen, doch sein Lächeln und seine Ausstrahlung machten das wieder mehr als wett.