Hausfrauensex | Im Büro des Kaufhausdetektivs
Ich habe keine Ahnung, wodurch ich den Verdacht des Kaufhausdetektivs ausgelöst habe; eigentlich habe ich mich ganz normal verhalten. Und ich habe auch ganz gewiss nichts geklaut. Vielleicht war es mein Griff in die Tasche meines Mantels, wo ich meinen Einkaufszettel herausholen wollte, der ihn hat vermuten lassen, ich würde da etwas ohne zu bezahlen mitnehmen. Ich hatte mir auf dem Zettel ein paar Dinge aufgeschrieben, die ich im normalen Supermarkt nicht bekommen konnte und für die ich extra ins Kaufhaus gegangen war. Es war alles organisiert; als Hausfrau muss man sich seine Arbeit ebenso einteilen wie jeder andere, man kann nicht einfach drauflos schaffen, ohne einen Überblick zu behalten und die Dinge vorher generalstabsmäßig zu planen. Deshalb finde ich den Begriff „Familienmanagerin“ auch so schön; erstens klingt das viel besser als „Hausfrauen„, oder gar „Nur-Hausfrauen“, und zweitens gibt es viel vollständiger das wieder, was Hausfrauen tatsächlich zu tun haben, nämlich planen, organisieren, managen. Wenn ich einfach aufs Geratewohl nach Lust und Laune einkaufen gehen würde, ginge dabei immer der halbe Tag drauf und ich hätte keine Zeit für die anderen Arbeiten, die für eine Hausfrau so anfallen – waschen, kochen, putzen. Dann bekäme ich nie die Runde. Nein, ich muss alles ganz streng vorausplanen und mich an diesen Plan auch halten. Was gar nicht so einfach ist.
Ich möchte mal manche dieser großkotzigen Manager sehen, die so sehr damit angeben, wie viel und was für eine verantwortungsvolle Tätigkeit sie haben, wie die sich als Hausfrauen machen würden. Ganz sicher würde da erst einmal alles zusammenbrechen, denn die Hausfrauen Arbeit ist durchaus anspruchsvoll; selbst wenn die meisten Leute das einfach nicht sehen wollen. Auch in diesem Kaufhaus war ich nicht etwa zu meinem Vergnügen und hatte eigentlich überhaupt keine Zeit, mich mal umzusehen, einfach einen schönen Einkaufsbummel zu machen, sondern ich hatte den bereits erwähnten Zettel, eine Liste mit Besorgungen, die ich in kürzester Zeit hinter mich bringen musste, damit ich anschließend noch vor der Mittagshitze Fenster putzen konnte. Die Dinge auf der Liste, das reichte von einem Akkuschrauber für meinen Mann, der am Wochenende ein neues Regal aufbauen wollte, über neue Schulhefte für den Sohn bis hin zu einer neuen Küchenreibe, weil die alte zu rosten begonnen hatte. Diese Dinge hoffte ich alle im Kaufhaus unter einem Dach und also sehr schnell einkaufen zu können, ohne Zeit zu verlieren dadurch, dass ich verschiedene Geschäfte aufsuchen musste. Zwar hatte ich diese Liste eigentlich im Kopf, aber es konnte nichts schaden, wenn ich nochmals auf den Zettel schaute, damit auch wirklich nichts vergaß. Dann konnte ich auch gleich schauen, was es wo gab, denn ich stand gerade vor der großen Tafel neben der Rolltreppe.
Noch hatte ich den Zettel nicht gefunden, der sich irgendwo zwischen Taschentüchern und Schlüsseln versteckte, da packte mich auf einmal jemand am Arm; nicht schmerzhaft, aber fest. „Kommen Sie bitte mit„, sagte er. Das war wirklich der Stoff, aus dem die Albträume sind. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, im Kaufhaus von einem Detektiv angesprochen zu werden – denn das dies der Kaufhausdetektiv war, dieser Mann, daran hatte ich keinerlei Zweifel, das wusste ich einfach instinktiv – und gebeten zu werden mitzukommen? Ich war mir eigentlich keiner Schuld bewusst. Ich war ja gerade erst angekommen, hatte mir einen Drahtkorb geschnappt und wollte anhand des Wegweisers für die verschiedenen Abteilungen im Kaufhaus meinen Weg so effektiv wie möglich planen, damit ich für die verschiedenen Dinge nicht immer von einem Stockwerk ins nächste sausen musste, sondern alles mit einer Runde erledigen konnte. Geklaut hatte ich ganz bestimmt nichts. Sowieso hatte ich in meinem Leben noch nie etwas geklaut; höchstens mal als Teenager ein paar Süßigkeiten. Außerdem hätte ich auch gar nicht gewusst, was ich hätte klauen sollen. Wenn ihr meinen Zettel von dieser Einkaufstour im Kaufhaus sehen könntet, dann wüsstet ihr, dass darauf nicht ein einziges Teil für mich selbst war.