Sadomaso Fetisch | Rollenspiele und Realität
Normalerweise muss man ja zwischen dem erotischen Sadomasochismus, also dem, was man gemeinhin Sadomaso Sex nennt und dem Sadismus im Alltag unterscheiden. Jeder Mensch ist schadenfroh und freut sich, wenn ein anderer einen draufkriegt; vor allem, wenn der es auch noch so richtig verdient hat. Aber nicht jeder Mensch, der sein sadistisches Vergnügen daran hat zuzuschauen, wie jemand seine verdiente Strafe erhält und darunter leidet, ist jetzt auch gleich jemand, der für den Sadomaso Fetisch zu haben ist. Diese beiden Dinge, BDSM, also die erotische Schiene des Sadismus, und so etwas wie Schadenfreude und Missgunst oder Rachsucht oder was auch immer, die haben normalerweise nichts miteinander zu tun. Aber manchmal können sie auch zusammenkommen … So war das in meinem Fall. Wobei es eine lange Entwicklung war; es dauerte insgesamt weit über ein Jahr. Am Anfang war ich ein Student nach dem Abschluss des Studiums vor seinem ersten Job. Ich war gerade neu in der Stadt und brauchte dringend sofort eine Wohnung, irgendeine Wohnung. Ich hatte diesen Job angenommen und brauchte etwas, wo ich leben und übernachten konnte, und weil alles so überraschend schnell gekommen war, hatte ich nicht die Muße, mich erst lange nach einer wirklich guten, günstigen und schönen Wohnung umzuschauen. So schnell, wie ich eine Wohnung brauchte, war es mir weitgehend egal, wie die aussah; sie war ohnehin nur vorübergehend gedacht, bis ich mir eine richtige Wohnung gesucht hatte. Als Student war ich da auch nicht sehr verwöhnt. Natürlich hätte ich auch für die Übergangszeit im Hotel bleiben können, aber das wäre ziemlich teuer geworden. Eine Nacht im Hotel war anderswo ja schon eine Wochenmiete! Ich wurde dann sogar innerhalb von einer Stunde fündig. Als jemand, der gerade erst dem Studentendasein Lebewohl gesagt hatte und seinen ersten Job antrat, orientierte ich mich zuerst einmal an der Uni und fand tatsächlich über das schwarze Brett dort eine freie Studentenbude. Die winzige, dunkle Wohnung war wirklich nur ein Loch; aber sie war mit allem Nötigsten möbliert, sie war frei, und sie war sogar in der Nähe meiner neuen Firma. Deshalb fackelte ich gar nicht lang, sondern sagte gleich zu, als die Vermieterin mir sagte, ich könne die Wohnung haben, die aus einem winzigen Zimmer mit einer Küchenecke bestand – ein Kühlschrank, auf dem eine tragbare Zweier-Kochpatte stand, mit einem Hängeschrank darüber – und einem ebenso winzigen Bad: Toilette und eine Dusche, die kaum mehr Raum einnahm als das WC, durch einen Vorhang abgetrennt. Mit anderen Worten, diese „Wohnung“ war nichts anderes als ein Zimmer einer größeren Wohnung, das man durch diese nachträglichen Einbauten und einen Mauerdurchbruch für einen eigenen Eingang in eine Einzimmerwohnung verwandelt hatte.
Also schön war die Wohnung wirklich nicht, und sie war zwar erschwinglich, aber auch nicht gerade billig. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war miserabel, aber ich war ja froh, nicht erst lange suchen zu müssen, und nahm die Wohnung. Die Vermieterin, die ich bei dieser Gelegenheit und ansonsten nur noch einmal bei meinem Auszug zu Gesicht bekam, war erstaunlich jung für eine Hauseigentümerin – höchstens so alt wie ich, also Ende 20 – und vor allem auch erstaunlich hübsch. Blonde, lockige Haare reichten ihr bis auf die Schultern, ihre Brüste beulten prall und spitz ihren hautengen Pulli aus, endlos lange Beine steckten in schwarzen Jeans, die eng genug saßen, im Schritt den typischen „Kamelhöcker“ zu zeigen, und dazu hatte sie noch schicke hochhackige Stiefeletten aus rotem Lackleder an. Normalerweise bleibt bei mir kein hübsches Girl unbeachtet, aber irgendwie hatte ich in dieser Situation einen Kopf für einen Flirt. Zumal ich es mir fest vorgenommen hatte, dass ich einen Fehler ganz gewiss an meinem neuen Wohnort nicht machen würde, den ich am Studienort gemacht hatte – ich würde mit meinen wahren erotischen Neigungen nicht hinter dem Berg halten. Ich hatte schon immer gewusst, dass ich dominant bin, aber ich hatte mich immer viel zu schnell dazu überreden lassen, BDSM einfach BDSM sein zu lassen und mich mit einer normalen Kuschelbeziehung zufrieden zu geben. Dazu war ich jetzt nicht mehr bereit. Im Laufe meines Studiums hatte ich bemerkt, dass ich ohne die Sadomaso Erotik nicht mehr leben wollte. Wenn schon eine Beziehung, dann aber bitte gleich richtig, mit dominant-devote Rollenspiele und so weiter – oder eben gar nicht. Aber ich wollte keinen Vanilla Sex mehr, nichts Halbes und nichts Ganzes. Mir war schon klar, dass ich mir meine zukünftigen Partnerinnen unter diesen Umständen ganz bewusst und sorgfältig aussuchen musste, denn von einer SM Vorliebe kann man ja nun nicht bei allen Frauen ausgehen; schon gar nicht von einer BDSM Vorliebe mit dem Hang dazu, unterwürfig und submissiv zu sein. Deshalb reagierte ich auch gar nicht darauf, als die junge Vermieterin mich sehr massiv anmachte. Ich blieb nüchtern und sachlich – das, was ich gerne gemacht hätte, nämlich ihr zu zeigen, wie unpassend ich ihr Verhalten fand, das konnte ich mir ja leider nicht erlauben in meiner Position als Bittsteller -, aber einmal, als sie mir die Hand auf den Arm legte, schaute ich sie so strafend an, wie ich das sonst nur als Dom mache, und prompt zog sie so rasch die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.